Interlingue

Interlingue
Interlingue ist eine Plansprache, die 1922 unter dem Namen Occidental vom Deutsch-Balten Edgar von Wahl veröffentlicht wurde. Sie nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen sogenannten naturalistischen und schematischen Plansprachen ein. Wegen der Verwechslungsgefahr mit Interlingua nennt man sie in der Fachliteratur oft Occidental-Interlingue.

Interlingue unterscheidet sich hauptsächlich dadurch von anderen Plansprachen, dass sie den internationalen Wortschatz (Wörter, die in vielen Sprachen gleich oder ähnlich sind) weitgehend unverändert in Stämmen und Affixen übernimmt, so dass sich die aus dem internationalen Wortschatz bereits bekannten Formen ergeben, sie aber andererseits auch analytisch als Ableitungen von Stammwörtern erklärbar sind.

Dahinter steht die Absicht, die Sprache einerseits demjenigen leicht zu machen, der den internationalen Wortschatz kennt (Europäer, Amerikaner), und andererseits durch Rückführung auf wenige Stammwörter auch demjenigen, der den internationalen Wortschatz noch nicht kennt.

Im Februar 1922 veröffentlichte Edgar von Wahl das erste Heft der Zeitschrift „Kosmoglott“, das er auf Occidental verfasste, und wenig später den Schlüssel, der die Grammatik und sämtliche Wortbildungsregeln enthielt. Dem folgten ebensolche Schlüssel auf Französisch, Englisch und Russisch.

1928 erschien das erste größere Wörterbuch Deutsch-Occidental von Joseph Gär. Es bietet auf den ersten 31 Seiten auch einen Abriss der Grammatik. Bereits 1927 wurde die „Kosmoglott“ in „Cosmoglotta“ umbenannt und die Redaktion ging an die gleichnamige Gesellschaft in Österreich (Mauer bei Wien) über. Im Jahr 1929 wurde die Occidental-Union gegründet, die 1949 analog zur Sprache in Interlingue-Union umbenannt wurde.

Die Blütezeit der Sprache war in den 1920er und 1930er Jahren. Durch die Diktaturen und den Zweiten Weltkrieg wurden alle Plansprachen, auch Occidental, sehr geschwächt. In Deutschland wurden 1936 alle Plansprachenorganisationen aufgelöst. Occidental konnte in dieser Zeit in der Schweiz unter der „unermüdlichen und opfervollen Arbeit für die Verbreitung und Erhaltung“ gewissermaßen 'überwintern'. Maßgeblichen Anteil daran hatten u. a. Prof. Ric Berger, Fred Lagnel und Dr. Fritz Haas.

1949 wurde Occidental in Interlingue umbenannt. Dabei dürften zwei Hauptmotive mitgewirkt haben: Erstens wollte man wohl vermeiden, im Blockkonflikt mit dem Namen 'Occidental' vermeintlich dem westlichen (NATO-)Block zuzugehören. Zweitens wollte man sich dem von der International Auxiliary Language Association (IALA) ausgearbeiteten Projekt, das dem Occidental sehr ähnlich und dessen Name Interlingua schon absehbar war, annähern.

1951 veröffentlichte die IALA ihr Projekt Interlingua, das sich im Wesentlichen an den von Edgar von Wahl aufgestellten Grundsätzen orientiert. Interlingua ist jedoch etwas weniger vereinfacht, d. h. weniger schematisiert und dadurch etwas unregelmäßiger als Interlingue.