Nynorsk

Nynorsk
Nynorsk ist neben Bokmål eine der beiden offiziellen Standardvarietäten des Norwegischen. Als skandinavische Sprache wurde Nynorsk von dem Sprachwissenschaftler Ivar Aasen Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Aktuelle Untersuchungen zum Gebrauch in Schulen, auf der Post, unter Rekruten etc. zeigen, dass etwa 10 bis 15 Prozent der norwegischen Bevölkerung Nynorsk bevorzugen. Bokmål (wörtlich „Buchsprache“) wurde hingegen aus der dänisch-norwegischen literarischen Tradition entwickelt und wird von der Mehrheit der norwegischen Bevölkerung verwendet. Nynorsk und Bokmål werden vorwiegend als Schriftsprachen gebraucht und sind in mündlicher Form unüblich; die meisten Norweger sprechen in der Regel einen regionalen Dialekt oder, besonders im Südosten, zunehmend einen bokmålnahen Regiolekt. Trotzdem kann Nynorsk für die Mehrheit der Mundarten besser als Dachsprache dienen, was manchmal zu der verwirrenden Aussage führt, es gebe Personen, die Nynorsk als gesprochene Sprache verwendeten.

Ivar Aasen bildete aus traditionellen, zumeist west- und zentralnorwegischen Dialekten eine neue Schriftsprache. Diese Arbeit ist im Zusammenhang mit der nationalromantischen Rückbesinnung auf eine als ursprünglich gedachte norwegische Kultur zu sehen, die während der 400 Jahre dauernden dänischen Fremdherrschaft in den Hintergrund gedrängt worden sei. Es handelte sich also um ein nationales Unterfangen, nach der Trennung von Dänemark im Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 eine eigenständige norwegische Nation mit einer eigenständigen nationalen Sprache zu schaffen.

In den Reformen von 1917 und 1938 wurde Nynorsk auch vermehrt dem Ostnorwegischen hin geöffnet, und insbesondere die sehr konservativen Elemente des Zentralnorwegischen (Midlandsmål) traten seither stark in den Hintergrund. Vor 1929 wurde Nynorsk Landsmål („Landessprache“) genannt.

1894 erschien mit dem Gesetz zur Festlegung einer einheitlichen Normalzeit (Log um sams normaltid fyr kongeriket Norig) zum ersten Mal ein Gesetzestext auf Nynorsk bzw. Landsmål. Gesetze und Verordnungen liegen in Norwegen nicht in beiden Varietäten vor, sondern entweder auf Bokmål oder auf Nynorsk. Etwa 15 % des geltenden Rechts in Norwegen waren 1995 auf Nynorsk verfasst.

Im Jahr 2005 wurde die Initiative Slepp nynorsken til! gegründet, die versuchte, durch das Sammeln von Unterschriften die Verbreitung von Nynorsk in der norwegischen Presselandschaft voranzutreiben. Ziel war es, dass ein Gesetz verabschiedet werden würde, so dass alle Zeitungen beide Sprachformen verwenden müssen. Die Initiative blieb jedoch erfolglos.

Am 1. August 2012 trat eine weitere Rechtschreibreform in Kraft. Ein Hauptanliegen der Reform war es, den Unterschied zwischen voll anerkannten und bedingt anerkannten Parallelschreibungen und -formen aufzuheben; seither gibt es nur noch gleichberechtigte Varianten. Im Vorfeld der Reform öffnete der Rat für Norwegische Sprache ein Internetforum, in dem Vorschläge für die neue Rechtschreibung von allen Internetnutzern gemacht und diskutiert werden konnten. Der obligatorische Nynorsk-Unterricht für norwegische Schüler geriet 2013 wieder in die Kritik.

Zu den auf Nynorsk schreibenden Schriftstellern gehören Olav Aukrust, Bernhardine Catharine Brun, Elias Blix, Olav Duun, Johan Falkberget, Kjartan Fløgstad, Jon Fosse, Arne Garborg, Frode Grytten, Ragnar Hovland, Ruth Lillegraven, Eldrid Lunden, Olaug Nilssen, Maria Parr, Agnes Ravatn, Per Sivle, Carl Frode Tiller, Lars Amund Vaage, Tarjei Vesaas und Aasmund Olavsson Vinje.

Land (Geographie)
  • Norwegen
    Norwegen (norwegisch Norge (Bokmål) oder Noreg (Nynorsk); nordsamisch Norga; lulesamisch Vuodna; südsamisch Nöörje, kvenisch Norja), amtlich Königreich Norwegen beziehungsweise Kongeriket Norge/Noreg ist ein Staat in Nordeuropa auf der Halbinsel Skandinavien. Zum Königreich Norwegen gehören neben dem Hauptland die Inselgruppe Spitzbergen sowie die Insel Jan Mayen. Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt ist Oslo. Das Land liegt im Westen der Skandinavischen Halbinsel und grenzt im Osten an Schweden sowie im Nordosten an Finnland und Russland. Norwegen ist eines der flächengrößten Länder Europas (8.), aber mit nur Einwohnern (Stand: ) dünn besiedelt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes.

    Durch die im Rahmen des Kieler Friedens geschlossene Vereinbarung zwischen Schweden und Dänemark ging Norwegen im Jahr 1814 von der Union Dänemark-Norwegen in eine Union mit Schweden über. Am 17. Mai 1814 erhielt Norwegen seine eigene Verfassung. Seine heutige Unabhängigkeit erlangte Norwegen schließlich bei der Auflösung der Union mit Schweden im Jahr 1905. Norwegens Staats- und Regierungsform ist eine parlamentarische Monarchie. Das Königreich ist als dezentraler Einheitsstaat organisiert und das Hauptland ist in elf Fylker unterteilt. Norwegen ist unter anderem Mitglied der NATO, des Nordischen Rates, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und der Vereinten Nationen. Norwegen ist kein Mitglied der Europäischen Union (EU), aber Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR).