Abchasische Sprache

Abchasische Sprache
Die abchasische Sprache (Eigenbezeichnung: аҧсуа бызшәа, []) ist eine nordwestkaukasische Sprache, die vom Volk der Abchasen in Abchasien, Georgien, in der Türkei, Russland und in einigen anderen Ländern mit abchasischer Diaspora gesprochen wird. Die Sprecherzahl wird auf etwa 106.000 bis zu 125.000 Menschen geschätzt.

Das Abchasische ist die Sprache des Volks der Abchasen. Es war über Jahrhunderte lediglich eine gesprochene Sprache. Abchasische Sagen und Geschichten, wie etwa die Narten, wurden lange Zeit meist nur mündlich weitergegeben.

In der Spätantike dienten Georgisch und teilweise auch Griechisch und ab dem 9. Jahrhundert ausschließlich Georgisch als Schriftsprache im heutigen Abchasien. Es ist unklar, ob das Georgische ausschließlich die Sprache der Oberschicht war und inwiefern sich auch die einfache Bevölkerung dieser Sprache bediente. Mit der russischen Eroberung des Kaukasus wurde das Georgische als Schriftsprache in Abchasien schließlich durch das Russische ersetzt.

Die ersten Fragmente der abchasischen Sprache wurden im 17. Jahrhundert vom osmanischen Reisenden Evliya Çelebi in arabischer Schrift niedergeschrieben. Im Russischen Reich begann man ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung unterschiedlicher Alphabete und Rechtschreibungen für das Abchasische. Das erste standardisierte abchasische Alphabet wurde 1862 vom deutsch-russischen Adligen Peter von Uslar entwickelt und bestand aus 37 kyrillischen Buchstaben.

Abchasisch wurde somit ab Ende des 19. Jahrhunderts eine Schriftsprache.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entstand eine eigene, neue abchasische Literatur, zu deren bedeutendsten Vertretern Dmitri Gulia, Samson Tschanba und Bagrat Schinkuba zählen. Mehrere bekannte abchasische Schriftsteller, darunter Fasil Iskander und Georgi Gulia, schrieben jedoch auf Russisch. Nach der Oktoberrevolution 1917 kam es zu einer kurzzeitigen Blüte der abchasischen Sprache. Es bildete sich erstmals eine abchasische Presse, so wurde 1919 mit der bis heute existierenden Apsny die erste abchasischsprachige Zeitung gegründet.

Auf diese kurze Periode der Entfaltung folgte während der Zeit des Stalinismus eine Phase der Unterdrückung. Die Abchasische Sowjetrepublik wurde aufgelöst und an die Georgische SSR angeschlossen, das Abchasische musste nun zwangsweise mit dem georgischen Alphabet geschrieben werden, abchasische Schulen wurden systematisch geschlossen und abchasische Aktivisten hingerichtet. Georgisch und Russisch dominierten das öffentliche Leben. Mit dem Tod Stalins im Jahr 1953 wurden die meisten restriktiven Maßnahmen gegen Abchasen und das Abchasische aufgehoben, es folgte auch die Rückkehr zum kyrillischen Alphabet. Als sich die Sowjetunion 1991 auflöste, sprachen viele Abchasen kein Abchasisch mehr.

Heute ist Abchasisch (zusammen mit Russisch) Amtssprache in der nur von wenigen Staaten anerkannten Republik Abchasien. Dort wird die Sprache inzwischen systematisch in den Schulen gelehrt. Im öffentlichen Leben dominiert in Abchasien allerdings das Russische, wenngleich die Bedeutung des Abchasischen wächst. Auch die georgische Autonome Republik Abchasien sieht Abchasisch als regionale Amtssprache vor.