Maltesische Sprache

Maltesische Sprache
Maltesisch (Eigenbezeichnung: Malti) ist die Sprache Maltas. Sie ist aus einem arabischen Dialekt (Maghrebinisch, Sizilianisch-Arabisch) entstanden und gehört somit zu den semitischen Sprachen.

Das Maltesische ist die einzige autochthone semitische Sprache in Europa sowie die einzige semitische Sprache, für deren Schreibung das lateinische Alphabet verwendet wird.

Maltesisch wird auf dem Archipel Malta gesprochen und ist die Nationalsprache der Malteser sowie eine der Amtssprachen der Republik Malta und der Europäischen Union.

Maltesisch ist im Laufe des Mittelalters aus dem maghrebinischen Arabisch und dem damit eng verbundenen Siculo-Arabisch (sizilianischen Arabisch) entstanden und hat sich zu einer eigenständigen Sprache mit Besonderheiten in Syntax und Phonologie entwickelt, die es vom Arabischen unterscheiden. Dennoch ist die Grundstruktur des Maltesischen, insbesondere die Formenbildung, semitisch. Der Wortschatz wurde vom Mittelalter bis weit ins 20. Jahrhundert hinein vom Italienischen (zunächst besonders vom Sizilianischen) und seit der Besetzung Maltas durch die Briten in napoleonischer Zeit auch zunehmend vom Englischen beeinflusst. Oft wird behauptet, dass sich auch aramäische, phönizisch-punische und weitere vorarabische Wortstämme im Maltesischen finden; als Beispiele hierfür werden u. a. die Namen der beiden Hauptinseln „Malta“ und „Gozo“ angeführt, deren Ursprung jedoch nicht eindeutig geklärt ist – Malta von griechisch melita („Biene“) oder punisch „malat“ (Zuflucht)? Tatsächlich sind fast alle semitischen Wurzeln, die zuweilen als vorarabisch angenommen werden, gemeinsemitisches Sprachgut, das sowohl im Punisch-Kanaanäischen und Aramäischen als auch im Arabischen vorkommt und dessen Präsenz im Maltesischen durchaus mit einer Herkunft direkt aus dem Arabischen begründet werden kann. Der Orientalist und Spezialist für semitische Sprachen Wilhelm Gesenius führte zum ersten Mal den Beweis, dass Maltesisch auf das Arabische und nicht auf das Phönizisch/Punische zurückzuführen ist. Schriftliche Belege für eine ältere Herkunft gibt es nicht, so wie auch die sprachlichen Verhältnisse sowohl in der Antike als auch zur Zeit der arabischen Eroberung im Mittelalter in Ermangelung entsprechender Dokumente ungeklärt sind: Sprach man in der Antike neben Punisch auch Griechisch auf Malta? Wurde Malta durch die Araber neu besiedelt, sodass anzunehmen wäre, dass Maltesisch allein arabische und bis auf ältere topographische Namen keine vorarabischen Ursprünge aufweist? Oder gab es bei der Ankunft der Araber noch Reste einer punischsprachigen Bevölkerung, die das Punische allmählich zugunsten des Arabischen aufgaben und das maltesische Arabisch mit punischen Wörtern bereicherten? Die linguistisch nicht belegbare Punierthese wird gern ins Feld geführt, wenn Malta – ideologisch – gegenüber der muslimischen Welt als Außenposten des Okzidents abgegrenzt werden soll. Púnico ist in älteren Beschreibungen manchmal auch eine Bezeichnung für die maltesische Sprache.

Nach der Eroberung und wahrscheinlichen Neubesiedlung Maltas durch die Araber ab 870 entwickelte sich auf Malta aus dem Arabischen eine eigenständige lokale Umgangssprache. Handelte es sich zunächst noch um einen arabischen Dialekt, so löste sich das Maltesische durch die Christianisierung der Bevölkerung und ihre Anbindung an den katholisch-europäischen Kulturraum allmählich aus dem Einflussbereich der arabischen Hochsprache und Bildung. Diese wurden von europäischen Einflüssen abgelöst. Seit der politischen Anbindung an Sizilien (und später an die Krone von Aragonien) ab dem 11. Jahrhundert mit der Zuwanderung sizilianischer Adelsfamilien, die das Land verwalteten, war das Italienische, zunächst in seiner sizilianischen Ausprägung, auf Malta präsent. Der älteste bekannte Text auf Maltesisch, das Gedicht Il Cantilena, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Das erste maltesische Lexikon erschien 1649.

Französisch gewann eine gewisse Bedeutung als Verbindungssprache der maltesischen Bevölkerung zum überwiegend französisch geprägten geistlichen Ritterorden der Johanniter, auch Malteserorden genannt, dem die Herrschaft über die Inseln 1530 übertragen wurde. 1814 wurde Malta britische Kronkolonie und damit Englisch neue Verwaltungssprache. Italienisch behielt daneben ebenfalls wichtige Funktionen, etwa als Gerichtssprache, und blieb die Bildungssprache der einheimischen Oberschicht. Trotzdem ist Maltesisch in der Regel die Muttersprache und Alltagssprache der maltesischen Bevölkerung. Die britischen Kolonialherren, deren Herrschaft nach einem kurzen napoleonischen Intermezzo von 1800 bis 1964 dauerte, förderten die Standardisierung und Verschriftlichung der maltesischen Sprache, um den Einfluss des Italienischen, italienischer Zeitungen und Bücher und damit der faschistischen Regierung Italiens zu beschränken. 1924 wurden verbindliche Rechtschreibregeln erlassen. 1934 wurde Maltesisch Amtssprache neben dem Englischen, das heute vor allem in der höheren Schulbildung und der Hochschulbildung als Unterrichtssprache (neben dem Maltesischen) eine wichtige Rolle spielt, ebenso im Fernhandel, technischen Berufen und dem Tourismusgewerbe. Italienisch verlor den Status einer offiziellen Sprache Maltas 1934, wird aber noch von vielen Maltesern beherrscht und in den Schulen als Fremdsprache gelernt; etwa die Hälfte der maltesischen Kinder wählt es als Drittsprache nach Maltesisch und Englisch, während Französisch und Deutsch deutlich seltener belegt werden. Das italienische Fernsehen und der italienische Rundfunk spielen bei der Verbreitung italienischer Sprachkenntnisse auf Malta eine wichtige Rolle. Ohnehin erleichtern die zahlreichen italienischen Lehnwörter im Maltesischen das Verstehen der Sprache des Nachbarlandes. Im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit Maltas von Großbritannien (1964) und der Abschaffung der Monarchie (bis 1974 war die englische Königin in Malta wie in vielen weiteren Ländern des Commonwealth Staatsoberhaupt) verfolgte die Regierung eine Zeitlang die Annäherung an Libyen und führte Hocharabisch als Schulfach ein. Heute ist der Prozentsatz der Arabischschüler äußerst gering; entsprechend hat das moderne Standardarabisch keinen spürbaren Einfluss auf die weitere Entwicklung der maltesischen Sprache.

Seit dem 1. Mai 2004 ist Maltesisch eine der Amtssprachen in der EU. Vielen der rund 1,5 Millionen maltesischstämmigen Menschen außerhalb Maltas dient das Maltesische auch fern der Heimat ihrer Vorfahren als Identifikationssymbol. Maltesisch und Englisch sind nach der Verfassung des Staates Malta gleichberechtigte Verwaltungssprachen, Maltesisch hat zudem den Status der Nationalsprache. Dementsprechend finden die Debatten der Volksvertretung, des maltesischen Parlaments, auf Maltesisch statt.

Land (Geographie)
  • Malta
    Malta (Vollform: Republik Malta; amtlich und ENS Republic of Malta; ) ist ein südeuropäischer Inselstaat in der Meerenge zwischen Tunesien und Italien im Mittelmeer.

    Die Republik Malta umfasst die Inseln des Maltesischen Archipels, nämlich die drei bewohnten Inseln, Malta (etwa 246 Quadratkilometer einschließlich der Kleinstinsel Fort Manoel), Gozo (maltesisch Għawdex, etwa 67 Quadratkilometer) und Comino (Kemmuna, etwa drei Quadratkilometer), sowie die unbewohnten Kleinstinseln Cominotto (Kemmunett), Filfla, St. Paul’s Islands (Gżejjer ta' San Pawl, auch Gżejjer ta' Selmunett genannt) und Fungus Rock (Ġebla tal-Ġeneral, auch Ħaġret il-Ġeneral). Politisch gliedert sich die Hauptinsel Malta in zwei Regionen mit fünf Bezirken. Gozo und Comino bilden zusammen die dritte Region und den sechsten Bezirk. Bei den Römern hieß die heutige Stadt Mdina Melita; dieser Name geht wahrscheinlich auf die punische Bezeichnung für einen Zufluchtsort, malet, zurück, was auch der Ursprung des heutigen Namens der Insel sein dürfte.